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vom 8. Oktober 2008
[Rückblick] Mo' Blow im LiveCV
Im LiveCV konnte man am gestrigen Freitag der überzeugenden Revitalisierung eines längst totgeglaubten Genres beiwohnen, dem Jazzfunk oder auch Groovejazz, ganz nach persönlicher Lesart. Diese in den jazzmusikalisch äußerst fragwürdigen 80er Jahren stark in Mitleidenschaft gezogene Stilrichtung hatte sich von der damals üblichen sterilen Produktionsweise und den damit einhergehenden seelenlosen Soundvorstellungen quasi selbst zu Grabe getragen. Matt und schlaff hing eine Spielart des Jazz in den Seilen, die doch so hoffnungsvoll in den frühen 70er Jahren gestartet war. Erinnert sei hier nur an Herbie Hancocks Klassiker "Head Hunters" oder Miles Davis "On the Corner".
Mo' Blow, so scheint es, sind sich der dieser Jazzspielart anhaftenden Gefahr des Absturzes in klischeebehaftete Floskeln stets bewußt. Gekonnt umschiffen die vier Musiker Felix F. Falk (Tenor-, Bariton-, Sopransax, Didgeribone, Percussion), Matti Klein (Fender Rhodes), Tobias Fleischer (Bass) und André Seidel (Schlagzeug) jede nur ausgelegte genreimmanente Fußangel. Matti Kleins Pianistik und Klangsprache gibt der Musik jene Art von "street credibility" und Dreck zurück, die ihr auf den Straßen Philadelphias einst mitgegeben wurde. Auch sparen sich Mo' Blow die saccharinen kalifornischen Manierismen, die diese Musik letztendlich zu Grunde richten sollten.
Felix F. Falk, Hauptkomponist der Band, brilliert mit einer überbordenden und mitreißenden Spielfreude auf den unterschiedlichsten Vertretern der Saxophonfamilie. Überraschend dann der Einsatz des "Didgeribones", einer quasi stimmbaren Variante der australischen Didgeridoo, in "Count XVII". Durch das gegeneinander Verschieben von zwei Rohren kann die Justierung der Tonhöhe bei diesem Instrument vorgenommen werden und es wird dadurch im Bandkontext einsetzbar. Die Rhythmiker André Seidel und Tobias Fleischer grundieren den Sound der Band trefflich. Hier wird jeder noch so waghalsig angesetzte Break, jede noch so schräg gesetzte Synkope mit einer Lässigkeit und Selbstverständlichkeit ins Klanggeflecht gewoben, dass man nie befürchten muss, dieser Spaß und Spielfreude versprühende Vierer würde in der nächsten taktvertrackten Haarnadelkurve aus der Spur geschossen.
Dieses "Groove-Feuerwerk" überträgt sich unmittelbar auf die geneigte Zuhörerschaft im sehr gut gefüllten LiveCV. Allüberall wippt ein Bein, nickt ein Kopf, schlagen Hände den Takt. Nach 4 Zugaben findet ein Konzert sein Ende, das mächtig Laune auf mehr gemacht hat. Empfohlen sei deshalb das soeben erschienene Debütalbum der Band "Funkatristic"; hilft es doch bestens, die Zeit bis zur nächsten Tournee von Mo' Blow zu überbrücken. Und ein Lächeln zaubert es noch in jedes Gesicht, versprochen. (Thorsten Hingst)